Ein Loch in einer Leitung, ein Riss in einem Tank oder eine undichte Stelle an einem Verschluss – dies waren die Herausforderungen der sieben Übungsteilnehmer des vergangenen „Gefahrgut Praxis“ Lehrganges in Mitterteich und Arzberg.
Lehrgangsleiter Dr. Klaus Helm und die Ausbilder Fritz Leicht, Fabian Keppler-Stobrawe sowie Felix Dubrowski, führen die Teilnehmer durch zwei spannende Tage. An der Übungsanlage der Feuerwehr Arzberg (Oberfranken) konnte das umfangreiche Material der Unterstützungsgruppe Gefahrgut des Landkreises Tirschenreuth praktisch eingesetzt werden. Je nach Größe der Leckage bieten sich andere Hilfsmittel an. Genügt bei kleinen Rissen oder Löchern ein Spezialklebeband, das bis zu 12 bar Gegendruck standhalten kann, wurde bei größeren Leckagen ein Leckdichtkissen oder ein Keil verwendet, um den Flüssigkeitsaustritt zu verhindern oder zu minimieren.
Prinzipiell sollen die Lehrgangsteilnehmer darauf trainiert werden, um diese Abdichtungen im Chemikalienschutzanzug (CSA) vorzunehmen, denn als Einsatzszenario wurde der Austritt von Laugen oder Säuren angenommen. Doch um die verschiedenen Materialien und Vorgehensweisen einzuüben, wurde lediglich im einfachen Schutzanzug geübt – und bereits hier stellte sich schnell heraus, dass es auch ohne CSA teilweise sehr schwierig ist, die einzelnen Bauteile zum Absichten zusammenzuschrauben. Was an der Übungsanlage relativ schnell behoben werden konnte, wird im Ernstfall unter CSA deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Dies gilt für die Einsatzleiter bzw. Gruppenführer zu beachten, damit ein rechtzeitiger Austausch des Angriffstrupps in die Wege geleitet werden kann.
Auch wurde den Teilnehmern vermittelt, dass nicht jedes Material für jede Leckage verwendet werden kann, denn verschiedene Chemikalien reagieren mit verschiedenen Werkstoffen unterschiedlich.
Das gilt auch für das Auffangen und/oder Umfüllen von Flüssigkeiten im Einsatz. Wie in vielen Bereichen von Feuerwehreinsätzen ist auch im Gefahrguteinsatz Kreativität gefragt. Beispielsweise hatten Übungsteilnehmer eine in großer Höhe austretende Flüssigkeit über eine Edelstahlrinne in ein Edelstahlfass umgeleitet, so dass die Flüssigkeit nicht in den Boden gelangen konnte. Denn nicht immer ist Abdichten möglich oder nimmt deutlich mehr zeit in Anspruch, so dass die Ausbreitung zunächst anderweitig verhindert werden sollte.
Vor dem Praxistag konnten sich die Lehrgangsteilnehmer im Gerätehaus Mitterteich intensiv mit der Beladung des Umweltschutzanhängers befassen und erhielten einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten, die im Ernstfall abgerufen werden können. Zudem gab es eine Einführung in die vorhandene landkreiseigene Messtechnik, bestehend aus Mehrfachmessgeräten und Gasprüfröhrchen sowie der Strahlenschutzausrüstung der FF Mitterteich.
Im Echtfall steht die Unterstützungsgruppe Gefahrgut in einem Drei-Stufen-Modell der Einsatzleitung zur Verfügung und kann über die Integrierte Leitstelle (ILS) angefordert werden. Stufe 1 ist eine telefonische Beratung durch KBM Gefahrgut Dr. Klaus Helm oder Fachberater Gefahrgut/ CBRN Fabian Keppler-Stobrawe. Stufe 2 ist eine persönliche Beratung durch Dr. Helm und Keppler-Stobrawe vor Ort an der Einsatzstelle und in Stufe drei werden weitere Kräfte der Unterstützungsgruppe Gefahrgut hinzugezogen und bringen zudem den Umweltschutzanhänger des Landkreises mit.
Der Gefahrgut Praxis Lehrgang richtet sich an CSA- und Atemschutzgeräteträger, aber auch an Gruppenführer und Kommandanten, mit dem Ziel den Umgang und die Einsatzmöglichkeiten der Sonderausrüstung auf dem Gefahrgut-Anhänger des Landkreises Tirschenreuth kennenzulernen und zu trainieren. Eine Neuauflage des Lehrgangs ist für das kommende Jahr geplant.